23. November 2010

MARQUIS

Henri Xhonneux, Roland Topor (Frankreich, 1989)
Ich war wohl in der letzten Zeit mehr auf Topors Bücher ("Der Mieter", "Memoiren eines Arschlochs") und Illustrationen fixiert.
Dass aber Topor und der belgische Filmemacher Xhonneux Ende der 80er diese ungewöhnliche Hommage an Marquis De Sade auf die Beine gestellt haben, ist mir völlig entgangen.  
Schriftsteller Marquis (ein etwas lumpiger Cocker Spaniel) hockt in seiner Bastille-Zelle, draußen hängt die französische Revolution schon in der Luft. Alleine ist er aber nicht; als Gefährten und Gesprächspartner hat er seinen eigenen Penis. Ein eigenständiger, zutiefst menschlicher Filmcharakter, der philosophiert, spottet und manchmal auch zu sehr den Mund aufreißt. So was kann nur von Topor kommen.
Und vor allem der Einfall, alle Film-Figuren in Tierkostüme zu stecken, um ihre jeweilige Charakteristik hervorzuheben. Wunderbar.
Ebenso wunderbar das umfangreiche Making Of über die akribische Herstellung der Kostüme, wo man auch mal die schwitzenden Darsteller hinter den Masken sehen darf und sich noch tiefer vor ihrer Leistung verbeugt, wenn man erfährt, dass sie sich beinahe blind und taub zurechtfinden mussten.

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