9. November 2010

DER WIND IN DEN WEIDEN

Chris Taylor (Großbritannien, 1983)
Damals oft geschaut, als ich noch zu meinen Eltern hinaufschauen musste, schließlich über die folgenden Jahre vollkommen aus dem Gedächtnis entflohen, bis auf paar wenige Bilder, die hin und wieder an die Oberfläche kamen, jedoch ohne Bezug zu einem konkreten Film.
Vor allem den Vorspann hatte ich immer vor Augen, wie die tierischen Helden in den nostalgisch-ovalen Fotorahmen erscheinen. Viele Jahre später brachte mich ein Freund wieder auf die richtige Spur, als ich ihm bruchstückhaft die Bilder aus meiner Erinnerung wiedergab.
Es handelte sich um die britische Stop-Motion-Serie von Chris Taylor nach Kenneth Grahames Roman "Der Wind in den Weiden".
Im Mittelpunkt die vier Freunde Maulwurf, Wasserratte, Dachs und die Kröte, um die das Geschehen
des Waldes umherkreist. Jede der Figuren ausgestattet mit eigenen Charakterzügen, Stärken und Schwächen; ganz wie bei uns, denn nichts anderes sind diese tierischen Wesen: eine Metapher für uns selbst. 
Schon das Kinderbuch von Graham, auf dem das Ganze basiert, wurde als Satire der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse angesehen. Verschiedene Charaktere, aus unterschiedlichen Schichten und Gesellschaftsgruppen treffen hier aufeinander: Der Adel, der Bauer, der Gelehrte, der Gauner, ihr gemeinsames Zusammenleben, die Abhängigkeit von seinen Mitbewohnern, das Gutbürgerliche, die Sicherung seines eigenen Reviers, aber auch ein Aufruf zur Erhaltung der Umwelt, denn alles Geschichten sind schließlich im Grünen angesiedelt.  
Alles liebevoll inszeniert, jedoch mit einem düsteren Grundton versehen. Beispielweise die Gemütlichkeit und Idylle der detailverliebten Wohnungen der Figuren hat trotzdem etwas melancholisches, signalisierendes, denn der Bezug zu unserer eigenen Realität ist in den Aussagen der einzelnen Geschichten viel zu gegenwärtig.  
Eine kleine Welt für sich, umschlossen von einer totgeglaubten Filmtechnik und Ästhetik. Zum Glück pflastern Leute wie Tim Burton heutzutage mit ihren Puppenfilmen diesen selten genutzten Weg weiter.

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