2. August 2012

DER WILDE

László Benedek (USA, 1953)
Eine Stanley Kramer-Produktion, steht im Vorspann; schade dass sich Stan nicht auch gleich auf den Regiestuhl gesetzt hat, vielleicht hätte er schon damals einige Falten ausgebügelt, die den Film mittlerweile immer runzliger erscheinen lassen.
In der Anfangsszene geht's gleich zur Sache: Brando als Rowdy-Ikone, rollt mit seinen Jungs an und hat sich in seinem Leder-Outfit schon dermaßen fest ins Bewusstsein eingebrannt hat, dass man sich verwundert fragt, ob das wirklich aus diesem Film stammt, oder ob gerade etwas zitiert wird. Doch es ist tatsächlich das einzig, echte Original: Brando mit Schirmmütze, auf seiner Thunderbird sitzend, vor der davoneilenden Rückprojektion, der Prototyp des coolen Ausreißers, Vorbild einer ganzen Generation.
Auf den Lederjacken glänzt die Abkürzung für "Black Rebel Motorcycle Club", gegen was man rebelliert, weiß man selbst nicht so genau, man ist eben jung, wild, hat nicht sonderlich viel Lust auf geregelte Arbeitszeiten. Die Rocker klauen zuerst die Trophäe bei einem Motorradrennen und fahren dann weiter ins Städtchen Wrightsville, wo sich Brando ausgerechnet in die Tochter des örtlichen Polizisten verguckt, es ihr aber niemals offen zeigt, weil das ein herber Bruch mit seinem harten Image wäre.
Es folgen die Rebellenposen, Brando bleibt ungehobelt, aber immer kontrolliert. Wenn er küsst, dann so als würde er morden, er verfällt keiner Gefühlsduselei, sondern droht selbst der Frau seines Herzens mit Schlägen, auch wenn sie ihn längst durchschaut hat; er ist bloß ein verunsicherter, ängstlicher Junge, der einen Panzer um sich aufbaut und mit der Bierflasche auf den Tresen aufschlägt, bis die Brühe aus der Flasche quillt.
Benedeks Film warnt uns zwar vor dieser verkommenen, ziellosen Welt mit dem Bild des stereotypen bösen Buben, kommt aber nicht umhin Vorbilder zu erschaffen. Ein Vorbild, das trotz aller Konsequenz doch noch erweicht, als der Regisseur dem einsichtigen Brando beim letzten Verlassen des Cafés ein leichtes Lächeln entlocken kann. Das ist vielleicht dieses Lächeln, mit dem Hollywood den sanften, zerbrechlichen Helden à la James Dean oder Montgomery Clift einleitete, weil man von Mannstypen wie John Wayne die Nase voll hatte.

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