20. August 2012

DER FALL PARADIN

Alfred Hitchcock (USA, 1947)
Die etwas weniger geläufigen Hitchcockfilme bekommt man öfters nachgeschmissen, zum großen Glück der Fans, vor allem wenn man nach und nach dieses gewaltige Œuvre vervollständigen möchte. Sein Paradin-Film gehört dazu.
Eine wahrhaft teuflische Angelegenheit zwischen Gregory Peck und Alida Valli; er als Anwalt, sie als attraktive Mandantin, schon haben wir die Geschichte, den Skandal und das Drama. Die wohlhabende Valli soll ihren blinden Mann getötet haben, hinzu kommt ihr Verhältnis mit dem Hausdiener, und Peck will das alles nicht wahrhaben, bzw. möchte während der Verhandlung die Geschichte so drehen, dass die Witwe unschuldig bleibt, weil er längst ihren Reizen unterliegt. Was auch nicht verwunderlich ist, denn die italienische Schauspielerin sah nie besser aus als hier bei Hitchcock, selbst nicht später als gereifte Frau bei Visconti, Bertolucci, etc. Da kommt der ewig-charmante Peck öfters ins Schwitzen unter seiner weißen Perücke, denn Vallis Blicke können töten. Es kommen plötzlich die großen Fragen auf: wo hört der Beruf auf und wo fängt das Leben an und wie schnell es passieren kann, dass man beides nicht mehr voneinander trennen kann, bzw. das eine ins andere überschwappt. Verheiratet ist er in dem Fall auch noch, was den Skandalfaktor abrundet.
Trotz seiner überzeugenden Darsteller, seinem präzisen Blick ins Innere und der beeindruckenden Kamera, die eine solche Demaskierung erst ermöglicht und stets hautnah an den Figuren haften bleibt, ist es ein eher ereignisloser Hitchcock, oder aber das Gerichtsfilm-Genre ist viel zu dominant mit seiner Geschwätzigkeit und der Manie, mehr in Worten und weniger in Bildern und Taten zu erzählen. Vielleicht aber wächst dieser Film beim Wiedersehen.

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