3. April 2013

BONJOUR TRISTESSE

Otto Preminger  (USA, 1958)
Jean Seberg sehen zu dürfen ist schon ein großes Highlight; alle ihre Rollen kreisen sowieso um Godards "Außer Atem", um so mehr freut man sich, diese tragische Figur auch mal unter einem anderen Regisseur zu sehen. Dass aber ausgerechnet Otto Preminger mit seiner "Bonjour Tristesse"-Verfilmung die französischen Nouvelle Vague-Verfechter von ihren Sitzen aufspringen lassen hatte, erscheint auf den ersten Blick völlig fern und fremd, ist aber bei genauer Überlegung vielleicht doch nicht so weit entfernt, wenn man sich die zeitversetzte, vom streng konstruierten Erzählstrang eher losgelöste Erzählmethode vergegenwärtigt.
Jean Seberg ist hier die 17-jährige Cécile, die von ihrer Vergangenheit nicht loslassen kann und mit geheimnisvoll-melancholischer Off-Stimme in ihren Erinnerungen baden geht. Damals machte sie mit ihrem Vater (David Niven, welch ein Generations-Zusammenprall!) Urlaub an der Riviera, der seine Frauenbekanntschaften wie Handschuhe wechselt und damit seine junge (und eifersüchtige) Tochter aus einem ruhigen, unbeschwerten Leben herausreißt, bis schließlich die Modedesignerin Anne (Deborah Kerr) am Horizont erscheint. Cécile schmiedet einen hinterlistigen Plan, wie sie diese Bekanntschaft auseinanderbringen könnte, um die bevorstehenden Heiratspläne zu zerstören. Ihre perfide eingefädelte Intrige zahlt sich dann am Ende schließlich aus und führt zu einer Katastrophe. 
So banal das alles in seinem Inhalt wirken mag, so ansehnlich ist es doch in seiner Herangehensweise, etwa dem Einfall, Vergangenes in Farbe und Gegenwärtiges in Schwarzweiß zu erzählen und schließlich den Zuschauer an der Nase herumzuführen, weil der ewige Sonnenschein und das tiefblaue Meer jeden negativen Grundton überstrahlen.
Und der positivste Nebeneffekt: Godard sah den Film und holte daraufhin Seberg für sein bevorstehendes Meisterstück.

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