18. Dezember 2011

A CONSTANT FORGE - Life and Art of John Cassavetes

Charles Kiselyak ( USA, 2000)Viel zu behutsam schnuppert man sich zunächst an diese 200min lange Dokumentation über einen der sperrigsten Filmemacher Amerikas heran; so ein Mammutwerk ist nicht für jeden Anlass geeignet, denkt man. Danach ärgert man sich aber, diesen Film nicht schon viel früher gesehen zu haben, der schließlich einer der größten Menschenkenner bzw. Schauspieler-Regisseure unter den amerikanischen Filmemachern porträtiert und der wieder daran zurückerinnert, wie groß und wie anders dieses Kino ist.  
Cassavetes erzählt viel selbst aus dem Off, ergänzt wird das durch Freunde, Gefährten und Kollegen, wie etwa die wunderbare Gena Rowlands, Peter Falk, Ben Gazzara, aber auch Sean Penn. Dazwischen viele Bilder von Dreharbeiten, endlose Filmzitate und geplünderte Familienfotoalben. 
Wir erfahren nichts radikal neues, aber wir bekommen es wieder bestätigt: Cassavetes war ein exzentrischer Sonderling, der den Menschen liebte und ihn auf die linke Seite stülpte, der das Planen hasste und daher stets den Weg der kontrollierten Improvisation einschlug. 
Aber was Kiselyaks Portrait vor allem hinterlässt, ist das Verlangen, Filme wie "Eine Frau unter Einfluss" oder "Opening Night" bald wieder aus der Versenkung herauszuholen. Alleine schon, um Gena Rowlands wiederzusehen, und sie erneut dafür verantwortlich zu machen, den Großteil ihrer Schauspieler-Kolleginnen völlig überrumpelt zu haben, um ganz neue Maßstäbe zu setzen. Kein 200min-Kampf, sondern eine ereignisreiche Schlacht um das Überleben eines stets gegen den Strom schwimmenden Künstlers.

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