9. August 2013

EIN HERZ UND EINE KRONE

William Wyler  (USA, 1953)
Jetzt muss sich Wylers Film schon seit Jahrzehnten hinter diesem blödsinnigen, deutschen Verleihtitel verstecken. Langsam wäre es an der Zeit, ihn als Original unter "Roman Holiday" zu verkaufen, wo doch eh jeder Mensch, der an diesen Film bloß nur denkt, automatisch Italiens ewige Stadt vor Augen hat. Anderseits fasst "Ein Herz und eine Krone" natürlich in direkter Weise zusammen, was der Film in erster Linie beinhaltet, oder was er hauptsächlich ist: ein Märchen vor der Postkarten-Kulisse Roms, mit Rehkitz Audrey Hepburn als Prinzessin. Gregory Peck ist zwar kein echter Prinz, sondern bloß ein amerikanischer Reporter, der eine einmalige berufliche Chance am Schopfe packt, aber immerhin verdankt er dem Zufall (oder ruhig auch dem Schicksal; das klingt romantischer) eine kurzweilige und dennoch honigsüße Affäre mit Hollywoods süßestem Fratz.
Die Geschichte kennen wir auch schon alle: Hepburn ist die vom Burnout-Syndrom geschädigte Kronprinzessin, eines nicht nähere definierten Landes, die sich gerade in Rom aufhält und eines Nachts heimlich ihre Gemächer verlässt. Denn draußen pulsiert das echte, greifbare Leben, welches bisher vor ihr verschlossen blieb. Sie landet zufällig und völlig übermüdet in Gregory Pecks Armen. Er ist zuerst völlig ahnungslos, wen er da in seinem Bett liegen hat, wittert aber anschließend die Knüller-Story schlechthin. Er zeigt ihr Rom, wie es der beste Städteführer hätte nicht besser machen können und engagiert einen befreundeten Fotografen, der Pecks Geheimniskrämerei unterstützt, in dem er in heimlichen Momenten seine Kamera auf die Prinzessin richtet.
Diesen touristischen Szenen hat der Mensch immerhin zu verdanken, dass er bis heute in ganzen Scharen zum Mund der Wahrheit pilgert, um seine Hand in den steinernen Schlund hineinzustecken.
Märchen führen bekanntlich zu einem positiven Ausklang, doch William Wyler erzählt von einem in sich geschlossenen Moment, den seine Figuren wie auch seine Zuschauer auskosten müssen, bevor der Zauber dieses besonderen Augenblicks verpufft. Denn Kronprinzessinnen bleiben am Ende doch unnahbar.
Ganz hübsch sind die allegorischen Spielereien: Während Audrey in ihrem Prinzessin-Bett liegt, betrachtet sie die prunkvoll verzierte Decke. Später in Pecks winziger Mietwohnung blickt sie nach dem Aufwachen auf eine triste Rohrleitung. Hier prallen also die zwei Welten aufeinander und der Regisseur macht uns mit dem räumlichen Wandel vertraut.
William Wyler konnte scheinbar sowieso alles, ob Familiendramen, Thriller, oder epische Wagenrennen mit Ben Hur in der Quadriga. Flüchtige Fabeln bzw. leichte Sommerfilme lagen ihm scheinbar genauso gut. Man möchte bloß keine Neuverfilmung davon, denn altmodischer Süßkram behält ja für immer seinen Charme; man soll Hepburn & Peck bloß in Frieden lassen und vor unbeholfener Verbeugungen verschonen.

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