2. Februar 2012

J. EDGAR

Clint Eastwood (USA, GB, 2011)
Alle Jahre wieder kriecht der alte Dinosaurier Clint Eastwood aus seiner Höhle heraus und präsentiert uns, was er ausgeknobelt hat, um sein Vaterland mal wieder kritisch zu beäugen. Eastwoods Kino ist in der Regel konventionell und klassisch in seiner Form, aber alte Dinos müssen das Rad ja auch nicht neu erfinden, Hauptsache sie schnitzen ein paar Einkerbungen hinein, damit der Wagen auch mal gerüttelt wird.
Und das gelingt in "J. Edgar" immerhin. Eastwood beleuchtet zwar Hoover als öffentliche Figur, richtet aber seinen Blick bewusst auf den FBI-Chef/Gründer als Privatperson. Dabei ist nichts anderes herausgekommen als das Portrait eines egozentrischen Popstars, der Hoover nun mal war, mit all seinen menschlichen Eigenarten, auf die sich jeder seiner Mitmenschen einlassen musste, wenn er mit ihm auf längere Sicht privat oder beruflich auskommen wollte/musste.
Dass der Film sein Augenmerk auf Hoovers mögliche homosexuelle Neigung richtet (und das manchmal wirklich etwas zu aufdringlich), sorgt angeblich schon für Schlagzeilen und selbst Hoovers Verdienste im modernisierten Kampf gegen das Verbrechen werden von Clyde Tolson (der Associate Director der FBI und eine angebliche Affäre von Hoover) als halb-wahre Phantastereien und Prahlereien enthüllt, die Hoover lediglich zu seiner Popularität verhelfen sollten.
Je länger der Film geht, desto mehr wird J. Edgar demaskiert, bis er schließlich wirklich vollkommen nackt (und tot!) neben seinem Bett aufgefunden wird.
Der Weg des engagierten Kinos ist bei Eastwood schon längst festgefahren und das Ergebnis ist immer solide, vom guten Handwerk und anregenden Storytelling beherrscht. Von Meisterwerken ist er irgendwie immer noch weit entfernt; er bleibt der gute Handwerker.

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