5. Februar 2012

DIE PUPPE

Ernst Lubitsch (Deutschland, 1919)
Der Film soll demnächst auch im Wiesbadener Programmkino gezeigt werden. Dank arte kann ich mir diese Vorführung sparen, auch wenn es sicherlich interessant gewesen wäre, ihn mit Livemusik-Begleitung zu sehen.
Erzählt wird die Geschichte des Lancelot, Neffe des Baron de Chanterelle, der gegen seinen Willen zur Heirat gezwungen wird und daraufhin in einem Mönchskloster Unterschlupf findet, nach dem ihm die Flucht vor 40 Jungfrauen gelungen ist. Der Baron lockt seinen Neffen mit 300.000 Francs wenn dieser sich doch zur Heirat überreden ließe. Die gierig-faulen und verfressenen Mönche wittern selbst das Geld und schlagen dem gebeutelten Lancelot vor, sich mit einer Puppe zu vermählen und ihnen die Mitgift zu überlassen.
Lancelot willigt ein, macht sich auf den Weg zum Puppenbauer und entscheidet sich für eine Puppe, die nach dem Ebenbild der Puppenbauer-Tochter erschaffen wurde. Das führt natürlich zu einer haarsträubenden Verwechslungskomödie, heiter und jungfräulich in ihrer Art und doch mit einem modernen Charme erzählt. Gleichzeitig ist der Film eine wilder Rauferei mit der Kirche (die katholische Kritik tobt bis heute) und Lubitsch kratzt vor allem an der Rolle der Frau in einer männer- dominierenden Gesellschaft.
Wie so oft zu dieser Zeit, ist der Film viragiert, um durch unterschiedliche Farbgebung die jeweiligen Handlungsorte zu betonen und wird noch zusätzlich durch eine liebevolle Pappkulisse unterstützt, wie man sie sonst aus dem Theater oder dem damaligen expressionistischen Kino kennt.
Einen Lubitsch sehen zu dürfen, ist immer eine kleine filmische Feierlichkeit. Da erinnert man sich gerne an Billy Wilders Anekdote, wie er bei Lubitschs Beerdigung traurig feststellen musste, dass es nun keinen Ernst Lubitsch mehr gibt, aber was noch schlimmer ist: es gibt keine weiteren Lubitsch-Filme mehr.

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