20. Februar 2012

GULLIVERS REISEN

Dave Fleischer (USA, 1939)
Wenn doch Jonathan Swift all die Umsetzungen seiner Geschichte erleben könnte. Ob er sie jedoch "überleben" würde, ist eine andere Frage.
Als in Europa bereits der 2. Weltkrieg tobte, vergnügte man sich in Amerika lieber am Zeichentisch und schuf unter der Regie von Dave Fleischer eine Zeichentrickfilm-Adaption der Gulliver'schen Abenteuer, die es animationstechnisch problemlos mit Disney aufnehmen kann. Die Fleischer Studios waren ohnehin mit Produktionen wie "Betty Boop" oder "Popeye" ein starker Konkurrent für Mickey und Donald.
Die Geschichte ist jedem bekannt: Gulliver strandet bei den finger-großen Liliputanern, mitten in den kriegerischen Intrigen von König Liliput und König Bombo, deren Sohn und Tochter auch noch ineinander verliebt sind; eine Liebe, die von beiden Vätern missbilligt wird. Der riesenhafte Gulliver übernimmt die Rolle des Friedensstifter; er ist Respektperson und Bedrohung zugleich.
Der Charme der Swift-Vorlage wird hier vor allem in der berühmten und präzise ausgearbeiteten Szene deutlich, wie Gulliver am Strand entdeckt, gefesselt und in die Stadt abtransportiert wird.
Trotz toller Animationsarbeit, kollidiert der Klassiker mit viel zu vielen dick aufgetragenem Herzschmerz-Kitsch und nervtötenden Gesangseinlagen, was den Zuschauer vor Pein schaudern lässt. Das sind dann solche Momente, wo man den Disney-Langfilmen erstaunlicherweise mehr Coolness zusprechen kann.

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