1. August 2011

BLUE VELVET

David Lynch (USA, 1986)
Nach vielen Jahren eine Wiederbegegnung mit Frank Booth: Dennis Hopper der Psychopath, der perverse Kidnapper, der seine krankhaft-teuflischen Spielchen mit Isabella Rossellini treibt. Kyle MacLachlan ist der Voyeur im Kleiderschrank, stellvertretend für uns Zuschauer; wir werden integriert und lernen so das Fürchten kennen.
MacLachlan findet am Anfang ein Ohr auf einer Wiese und bringt damit die Geschichte ins Rollen; später legte David Lynch in "Twin Peaks" gleich eine ganze Leiche an den See, und überhaupt sind die Bezüge zu seiner späteren Tv-Serie allgegenwärtig: außer der gleichen Besetzung mit MacLachlan und Jack Nance, fährt auch in "Blue Velvet" öfters ein Baumstamm-Transporter durchs Bild, Rotkehlchen werden erwähnt (und gezeigt), das Cafe erinnert an das Double RR aus "Twin Peaks" und ein ähnlich fauler Swing begleitet musikalisch beide Projekte.
"Blue Velvet" bleibt weiterhin so was wie David Lynchs Vorzeigefilm, der den Wandel der Zeit und den ästhetischen Fluch der 80er Jahre unbeschadet überstanden hat. Es ist immer noch die Mutter aller Spanner-Filme und ein Hinweis darauf, dass der amerikanische Traum von ausgeglichener Idylle nichts weiter ist als ein wackeliges Bauklotz-Gebilde, das bereits beim leichten Anpusten einzustürzen droht, auch wenn Lynch am Ende den märchenhaften Weg wählt, und die Klötze wieder aufsammelt und ein neues Heim aufbaut.
Eine dunkle Stunde der Filmgeschichte; ein Blick unter das Bett während der tiefsten Nacht, wo man das Böse erahnt, aber statt einer Antwort nur finstere Schatten findet.

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