5. August 2011

WESTWORLD

Michael Crichton (USA, 1973)
Man könnte glauben, Yul Brynner wäre direkt nach "Die glorreichen Sieben" ohne Klamottenwechsel in das Set von "Westworld" reingeritten, auch wenn zwischen beiden Filme immerhin 13 Jahre liegen.
Allerdings hat "Westworld" nichts mit einem Mexikanerdorf zu tun, das man vor Banditen schützen muss, sondern viel mehr mit dem in ferner Zukunft eingerichteten Freizeitpark "Telos", wo sich die Besucher für saftige 1000 Dollar einen Traum verwirklichen können:
Der Besucher kann zwischen drei detailgetreu nachgestellten Welten wählen (der Wilde Westen, Mittelalter und das antike Rom) und eine dieser Welten am eigenen Leib erleben.
So auch Peter Martin und John Blane, die sich für den Wilden Westen entscheiden, da sie gerne mal legal rumballern und einen echten Cowboy raushängen lassen wollen.
Alle drei Welten sind von Androiden bevölkert, die sich auf den ersten Blick vom echten Menschen nicht unterscheiden. Der Reiz an der Sache: man kann sie beliebig oft totschießen, erdolchen, oder sonst wie ins Jenseits befördern; am nächsten Tag kommen die Roboter-Menschen zurück, weil sie nachts von einer Techniker-Crew abgeholt und im Labor repariert werden.
Irgendwo muss es natürlich einen Haken geben, um dieses perverse Spiel bewusst in eine kritische Bahn zu lenken. Die Androiden pfeifen schließlich auf die Unterwürfigkeit gegenüber der Menschheit und lehnen sich auf, in dem sie die Besucher systematisch abschlachten.
Das legitimierte Töten innerhalb dieser perversen Unterhaltungsindustrie wird also in seinem ganzen Irrsinn doch noch gerächt. Das ist thematisch interessant und schockierend und kann sogar formal überzeugen, weil der Film all seine visuellen Tricks dezent einsetzt und uns somit die denkbaren, filmtechnischen Mängel zum Großteil erspart bleiben, die Filme dieser Gattung leider oft mit sich bringen.

Keine Kommentare: