5. April 2011

ICH UND DU UND ALLE, DIE WIR KENNEN

Miranda July (USA, 2006)
Die amerikanische Allround-Künstlerin Miranda July ist scheinbar einer jener kreativen Leute, die stets mit Notizblock durch das Leben wandern, die originellen Momentaufnahmen aufschnappen und Gesehenes zu eigenen Ideen verarbeiten. Einfälle auf die man sonst beim Grübeln am Schreibtisch niemals kommen würde.
Der größte Verdienst dabei ist, dass es dennoch ein in sich stimmender Film ist und keine Anhäufung von filmisch umgesetzten Notizblock-Einfällen.
Der Film ist vor allem eine sanfte Annährung an (zwischen)menschliche Probleme, an Kommunikationshürden, an ein künstlerisches Unverständnis und den verträumten Ausbruchsversuch aus den Alltagsmühlen. Man übergieße seine eigene Hand mit Benzin und zünde sie an, wie der resignierte Schuhverkäufer, vor dem Zimmerfenster seiner zweier Söhne. Damit ist das Signal gesetzt, doch was bleibt ist eine tiefe Wunde, die man mit sich trägt. Die eigentlichen Probleme müssen anderweitig gelöst werden.
Es ist langsam an der Zeit, Ensemble-Filme wie Short Cuts und Magnolia sowie Amelies verspielte Detailverliebtheit in die Schublade zu packen, denn die Zeit wird reif für neue Filme dieser Gattung. Die Parallelerzählung nimmt in Miranda Julys Erstlinkswerk neue Masse an; sie explodiert nicht nach außen in einem kathartisches Finale wie in den genannten Filmen, sondern implodiert in sich selbst; bleibt leise und ausgewogen, aber dennoch ideenreich und aufrüttelnd.

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