14. März 2011

EX DRUMMER

Koen Mortier (Belgien, 2007)
Alles dreht sich um eine frisch gegründete Band aus dem belgischen Ostende, die den Schriftsteller Dries als Schlagzeuger anheuert.
Die restlichen Bandmitglieder sind alles Problemfälle; eine gewisse Behinderung ist Aufnahmekriterium: Der Sänger ist ein gewalttätiger Skinhead, der am liebten Frauen blutig schlägt. Der fast taube Gitarrist hat eine drogenabhängige Frau und Baby zu versorgen und schließlich gibt’s da noch den Bassisten mit dem steifen Arm und einem wahnsinnige Vater zu Hause, sowie einer verkommenen, kahlköpfigen Mutter mit schief sitzender Perücke.
Der neu dazugekommene Schlagzeuger Griet hat hier also eine Menge zu tun. Er hat die Funktion eines Übervaters, eines Aufpassers, der die Band zusammenhält. Eine ungewollter Manager und Führer, der auf seine "Kinder" ständig und überall aufpassen muss, und als einzig intelligentes Bandmitglied letztendlich am gefährlichsten ist.
Regisseur Koen Mortier steckt nicht nur einen Finger sondern gleich die ganze Hand tief in eine schmerzende, blutige Wunde, und erschafft somit diesen vollkommen zerstörerischen Film, bei dem ich mich schon vor Jahren im Kino gefragt habe, ob es überhaupt ein gelungenes Werk ist.
Die Ideenvielfalt und Thematik versucht nämlich stets alle Dämme der psychischen Erträglichkeit und Brutalität zu brechen. Das ist auf seine Weise schockierend und definitiv fesselnd, aber der Film macht kaum eine Verschnaufpause, sondern zerrt unentwegt am Nervenkostüm des Zuschauers.
Vielleicht ist er aber leichter zu begreifen, wenn man ihm einen Genrestempel verpasst, wie den des expressiven Realismus. Zumindest lenkt man somit seine Form und Aussage in eine leichter zu verdauende Richtung.

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