3. Oktober 2011

VOGELFREI

Agnès Varda (Frankreich, 1985)
Zu großer Verwunderung muss ich feststellen, dass dieser Film meine erste Begegnung mit Frau Vardas Kino ist. Was man so liest, liegen anscheinend die ganz großen Sachen schon etwas zurück, gar zur Zeit der Nouvelle Vague-Bewegung. Umso positiver fällt dann diese 80er Produktion auf und umso neugieriger macht sie mich auf weitere ihrer Filme.
Mona (eine sehr junge Sandrine Bonnaire) führt ein Vagabunden-Leben, schlendert durch ein trostlos wirkendes Südfrankreich, stielt und übernachtet in runtergekommenen Hausruinen, trifft auf Menschen, die sie noch tiefer in den Dreck zu ziehen drohen, aber auch solche, die ihr wieder auf die Beine helfen wollen. Doch Mona ist viel zu bemüht, ihre Unabhängigkeit zu bewahren und nimmt das Landstreicher-Dasein stets in Kauf. Sie bleibt ein ewiges Aschenputtel; eine Metamorphose scheint manchmal so greifbar zu sein, doch sie wendet sich im letzten Augenblick von diesem denkbaren Glück wieder ab und wählt den steinigen Weg durch Frankreichs ungemütliche Landschaften.
Wie schwierig es sein muss, eine solch kreisförmig angelegte Geschichte dennoch mitreißend zu erzählen, über eine Figur, die sich gegen ihre eigene Veränderung und Entwicklung wehrt, bis sie schließlich die Konsequenz ihrer Dickköpfigkeit zu spüren bekommt. Gerade das gelingt Agnès Varda eindrucksvoll.

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