4. Oktober 2011

LE HAVRE

Aki Kaurismäki (Finnland, Frankreich 2011)
Der neue Kaurismäki. Eine Schuhputzergeschichte vor der düsteren Kulisse der französischen Hafenstadt Le Havre. Marcel ist der Mann mit der Schuhbürste und viel zu wenig Kunden. Ein beklemmendes Leben, mit dem er trotzdem zufrieden zu sein scheint.
Die große Wende kommt durch seine Begegnung mit dem kleinen Idrissa, der als Flüchtling aus Gabun in einem Frachter-Container am Hafen gelandet ist, obwohl sein erträumtes Ziel London war. Marcel wird somit aus dem harten Alltagstrott wachgerüttelt, weil er in dem Jungen einen Lichtblick erspäht; eine neue Lebensaufgabe erscheint am Horizont. Er möchte Idrissa helfen und nimmt ihn zunächst zu sich nach Hause, wobei er nur eine handvoll Leute in seinen Plan einweiht, um die schnüffelnde Polizei abzuschütteln.
Kaurismäki hat mit seinem jüngsten Werk mal wieder etwas wirklich Schönes auf die Beine gestellt. Er bleibt der einzige Regisseur, der diese streng konstruierte und optisch nüchterne Erzählweise mit der lakonischen Charakteristik seiner Figuren verbinden kann, ohne einem hartnäckigen Manierismus zu verfallen, sondern immer noch einen eigenwilligen Stil beibehält. Das ist dieser ungeschmückte, groteske Realismus, wie man ihn vielleicht sonst nur bei Roy Andersson findet. Im Gegenzug dazu ein reserviertes Reaktionsvermögen der Figuren, wie oft bei Alex van Warmerdam vorzufinden.
Schönes, tragisch-komisches Kino.

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