8. Januar 2010

DIE SCHWARZE NARZISSE

M. Powell, E. Pressburger (Großbritannien, 1947)
Relativ erwartungslos ging ich an die Sache heran und staunte schließlich mit riesengroßen Augen über die visuelle Wucht dieses Filmes. Kein verstaubter Stinkstiefel der 40er, oder ein simpler Nonnenfilm, denn hier überrumpeln einen lawinenartig die großen Bilder.
Das Kino besteht aus Bildern. Sollte es zumindest. Doch warum tut es das so selten? Diese Frage stellt man sich automatisch, wenn man Powells und Pressburgers Werk sieht. Keine Ahnung, wo die Kamera da überall stand, um diese Berglandschaften mit ihren rätselhaften Perspektiven und teuflischen Schluchten festzuhalten. Gott selbst muss das von oben gefilmt haben; lässt sich nicht anders erklären, weshalb dieser alte Film so überirdisch fotografiert ist.
Und auf die Knie falle ich noch vor Kathleen Byron als die neurotische Schwester Ruth. Einen Filmcharakter, der dermaßen dämonisch wirkt, habe ich selten gesehen. Nicht bloß dieses hypnotisierende Gesicht, das sich mit seinem Blick in den Zuschauer hineinbohrt, sondern auch später ihre raubtierhaften Bewegungen während der Verfolgung ihres Opfers (der Ordensschwester); nur eine geisterhafte Silhouette für den Bruchteil einer Sekunde, wie sie eine Treppe hinaufläuft.
Das sind ganz große Momente des Kinos; Andeutungen, Reduktion und Verzicht, gepaart mit dem Vorwissen des Zuschauers und meisterhafter Fotografie.
Ein kleiner Film von großer Optik. Ein Kameramann zum Verlieben.

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