5. Dezember 2009

DAS SCHLOSS IM SPINNWEBWALD

Akira Kurosawa (Japan, 1957)Wie herrlich erfrischend ist es doch wieder, etwas derartiges sehen zu dürfen. Die alten Kurosawa-Schätze wurden ausgegraben, poliert und stehen nun zu einem so niedrigen Preis auf den Kaufhausregalen, dass mich sogar mein Döner mehr gekostet hat. Das ist natürlich sehr paradox und unverschämt und Akira dreht seine Runden im Grab, so viel ist sicher.
Noch sicherer ist aber, wie phantastisch diese Macbeth-Adaption doch ist. Immer noch. Wie immer ist es ein Kampf zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und dem eigenen Ich, zwischen Mensch und Idealen und vor allem zwischen Mensch und der Natur.
Das letzte sieht man vor allem immer dann, wenn Kurosawa seine Kamera so positioniert, dass der Mensch an den Bildrand gedrängt wird, während riesige Gebirge oder endlose Wälder beinahe das gesamte Bild einnehmen. Und in diesem Film kommt noch neben dem labyrinthischen Spinnwebwald dieser dichte Nebel hinzu, und der Mensch ist vollkommen verloren. Wie die zwei Samurai, die sich bei der Heimreise schließlich verirren.Zentrale (und schönste) Szene ist natürlich die Begegnung der beiden Männer mit dem Waldgeist. Jenes alte Wesen, das in einer vom übernatürlichem Licht durchdrungenen Hütte sitzt und an seinem Spinnwebrad dreht. Furchteinflößend ist das; danach traut man sich niemals mehr in einen Wald, selbst tagsüber nicht.
Vor allem ist das eine Szene, bei der es sich unbedingt lohnt, den japanischen Originalton einzuschalten, denn die Stimme des Geistes erklingt nur dann in diesem gespenstischem Flüsterton. Sonst das übliche: die Samurai, viel Natur, der schöne Umgang mit Shakespeares Vorlage (unter anderem der Wald, der auf das Schloss zuläuft), die Machtkämpfe und sonstigen Intrigen und schon wieder eine erstaunliche Frauenfigur: auf den ersten Blick ist die Ehefrau des Samurai Washizu ganz unscheinbar und doch ist sie viel gespenstischer als das Waldgespenst selbst.
Frauen bei Kurosawa sind immer so hinterlistige Biester; starr und passiv wie ein Deko-Element, doch das Böse brodelt in ihnen; die Füchsin ist ein wahres Biest.

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