21. Juli 2002

STARDUST MEMORIES

Woody Allen (USA, 1980) 
Stark anlehnend an Fellinis Kino (besonders an dessen „8 ½“) spielt Woody einen Regisseur (warum auch nicht), der vom Publikum und seinen Mitmenschen sein eigenes filmisches Werk aufgezwungen bekommt, und zwar in so fern, als dass ausschließlich die Erwartungen der Fans befriedigt werden sollen, er selbst jedoch das Ziel hatte, keine komischen Filme mehr zu machen.  Jedes mal bekommt er den gleichen Satz zu hören: „Wir lieben deine Filme, besonders die alten; die lustigen.“ Es besteht für ihn nicht die Möglichkeit, seine Wandlungsfähigkeit als Regisseur dem Publikum vorzuführen; nicht mal die Außerirdischen unterstützen ihn in seinem Vorhaben. In seiner traumhaften Begegnung mit jenen Wesen wird er erneut mit der gleichen Vorliebe, was seine Filme angeht, konfrontiert. Sogar die Außerirdischen sind der gleichen Meinung: „Wir lieben deine Filme, besonders die alten; die lustigen.“ heißt es wieder. Eine amüsante Szene. 
Woody verarbeitet hier sogar auf humorvolle Weise seine Einstellung zum Oscar. Als er gegen Ende der Geschichte kaltblütig erschossen wird, (von jemandem, dem wahrscheinlich seine Arbeit nicht sonderlich gefallen hat), hört man ihn irgendwann bei einer Preisverleihung sagen: „Ich tausche den Oscar gegen eine Sekunde meines Lebens.“  
Und überhaupt wird die innere Handlung durch eine fabelhafte Inszenierung ergänzt. Gerade am Beispiel von „Stardust Memories“ kann man wirklich von einem Schwarzweiß-Film sprechen; die starken Helldunkelkontraste sind oftmals so messerscharf, die Grenzen von Hell und Dunkel enden so abrupt, dass sie alle Grautonwerte verdrängen, ihre Entstehung nicht mal zulassen. Unheimlich und endlos wirkt dadurch das weiße Rauminnere von Woodys fiktiver Wohnung mit seinen übergroßen fotografischen Motiven an den Wänden, die uns als erstes ins Auge stechen. Sehr interessant sind die vielen strengen, horizontalen Linien, die den Film prägen; schwarze Streifen, die bis zu einer bestimmten Höhe in den Bildhintergrund hineinwachsen und einen Kontrast zur vertikalen Person im Vordergrund bilden. Ähnlich wie auch die kurze Aufnahme vom Meer, vom Horizont und dem Elefanten in der Ferne. 
Besonders auffallend ist wieder mal die herausragende Wahl der Darsteller; nicht nur was die Protagonisten angeht, sondern auch die unzähligen Gesichter im Hintergrund; meistens Menschen, die zu den oft auftauchenden Mengen während der Partys, Filmverleihungen uns sonstigen Veranstaltungen zählen. Hierbei erinnere ich mich erneut an „Fellinis Faces“: Eine große Anhäufung von Gesichtern, die trotz ihrer Masse individuell bleiben; nicht nur was Gesichtszüge angeht, sondern auch in dem, wie man selbst sein Äußeres beeinflussen kann. Und wenn ich schon bei Gesichtern bin: Kann man sich überhaupt für die weiblichen Charaktere etwas vollkommeneres vorstellen als Charlotte Rampling, Jessica Harper oder Marie-Christine Barrault, die darüber hinaus überirdisch schauspielern? (Ich erinnere mich an die lange Einstellung, wie Charlotte die Illustrierte durchblättert und ab und zu in die Kamera lächelt.) Wohl nicht.

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